Die Techniker von morgen und die Technik von gestern

Mittwoch, der 8. März 2017, 9.30 Uhr am „August Horch Museum Zwickau“, die Klasse FS 16 der Fachschule für Fahrzeugtechnik des BSZ für Technik „August Horch“ ist unter dem Motto „Unterricht im Museum“ eingeladen unter der Führung von Herrn Bernd Göpfert – seines Zeichens Entwickler und Konstrukteur – die Technik der Ausstellungstücke des Museums zu ergründen.

 

Dieser Einladung sind wir – 25 wissbegierige Köpfe, mit dem stolzen Ziel vor Augen, den Abschluss zum Staatlich geprüften Techniker für Fahrzeugtechnik zu erlangen – mit großem Interesse gefolgt, ohne dabei genau zu wissen, was uns erwartet.

Dies sollte sich nach einem pünktlichen Start – wie man einen solchen von einem Mann der Genauigkeit auch nicht anders erwartet hätte – rasch ändern. Das Ziel seitens des Museums ist es, durch solche Unternehmungen Lernenden des Kfz-Gewerkes die Technik von gestern nahe zu bringen, um die Entwicklungen von morgen besser zu verstehen oder, wie in unserem speziellen Fall, Entwicklungen von morgen effektiv und ökonomisch zu gestalten.

Was folgte war ein kurzweiliger und abwechslungsreicher Tag, welcher durch unterschiedlichste Präsentationen der Entwicklungen der letzten 100 Jahre Automobilbaugeschichte und einer Begutachtung

ausgewählter Museumsfahrzeuge sowie Motoren geschmückt war, aber keinesfalls einem normalen Museumsbesuch glich. Wir steckten unsere Köpfe unter so manche Haube, der sonst nur aus der Distanz zu bestaunenden liebevoll und aufwendig restaurierten Fahrzeuge und untersuchten die breite Palette an präparierten Motoren des Museums, ganz ohne Berührungsängste, denn Anfassen war unbedingt erwünscht! Unter den strengen Augen Herrn Göpferts versteht sich, der mit seinem unsagbaren Erfahrungsschatz und tiefgreifenden Wissen über die Technik von damals und heute unseren tiefen Respekt erfuhr.

So drehten und probierten wir an so manch technischen Gebilden und erlebten einen krönenden Abschluss, dem Horch Reihen Achtzylinder, der sich mühelos und in einer souveränen Laufruhe vor unseren Augen aus seinem Dornröschendasein zum Leben erwecken ließ und auf dem hauseigenen Motorenleistungsprüfstand mit Leistungsdaten glänzte, die man so von einem vor 83 Jahren entwickelten Motor nicht erwartet hätte und welche heutzutage noch immer nicht selbstverständlich sind. Alle Achtung, Herr Horch! Sicher war ihm schon damals bewusst, dass seine Werke, auf denen erhaben sein Name krönt, ihm keine Schande einbringen würden.

Dies würde wohl auch so mancher aktuelle Automobilhersteller gern von sich behaupten dürfen, die wohl aber nicht zuletzt nur so gut sind, wie deren Konstrukteure. An diesem Punkt kommen wir ins Spiel.

Staatlich geprüfte Techniker für Fahrzeugtechnik, ein äußerst langer Begriff für ein 2-jähriges auf die Erstausbildung aufbauendes Studium, mit dem auf Anhieb kaum jemand etwas anzufangen weiß.

Doch wer sind wir? Oder besser, wer werden wir am Ende sein?

Wir sind nicht die, die sich hauptsächlich damit beschäftigen Arbeiten zur Fehlerbehebung durchzuführen, sondern viel mehr die, die eine Baugruppe gezielt analysieren und sie optimieren und zwar in den Bereichen in denen alles begann, der Konstruktion und deren Umsetzung.

Wie verlaufen Kräfte? Hält der Werkstoff den Belastungen stand? Gibt es eine wirtschaftlichere Lösung?
All das sind Kernkompetenzen, die uns im BSZ für Technik „August Horch“ intensivst vermittelt werden, um später Hand in Hand mit Ingenieuren Entwicklungen voran zu treiben und deren Fertigung zu überwachen. Von der grauen Theorie zur „lebendigen“ Maschine.

Sicher stellt die Ausbildung ein hartes Stück Arbeit dar, allerdings ist sie zum Beispiel auch die wohl beste Wahl für alle, die auf ihrem ersten Bildungsweg kein Abitur abgelegt haben und trotzdem den Traum haben, in die Forschung und Entwicklung zu gehen und Teil dieser Prozesse zu werden oder im Anschluss an die Fachschule vielleicht ein Studium im Bereich der Fahrzeugtechnik belegen wollen, denn auch dies ist mit dem Abschluss zum Staatlich geprüften Techniker möglich, da man ganz „nebenbei“ die Möglichkeit hat, die Fachhochschulreife abzulegen. Es bleibt einem nach der Ausbildung ein sehr fassentenreiches Angebot an Möglichkeiten der Berufswahl.

Und was hat nun dieses Wörtchen „staatlich“ in unserer Berufsbezeichnung zu bedeuten? Ganz einfach! Die Fachschule für Fahrzeugtechnik in Zwickau ist eine staatliche Schule und somit werden staatlich genormte Prüfungen abgelegt. Staatlich bedeutet allerdings auch, dass die ganze Ausbildung, bis auf die Lehrmittel, kostenfrei ist.

Was bleibt mir also anderes übrig, als dieses sehr gute Gesamtpaket, bestehend aus einer zukunftsorientierten Qualifikation, einer Schule mit kreativen Ideen zur Unterrichtsgestaltung und Lehrern, mit denen das Lernen Freude bereitet, lobend zu erwähnen und auch nochmals dem Museum großen Dank für diese Veranstaltung auszusprechen!

 

Vielen Dank für einen interessanten und gelungenen Tag!

 

Andreas Wappler, FS16